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„An diesem "schaurig-schönem" Platz vor der Lambertikirche, wie ich an der passenden Stelle bereits geschrieben
habe, auf dem Prinzipalmarkt steht dieser gleichnamige Brunnen. Es ist ein beliebter Ort, der nicht ohne weiteres zu fotografieren ist, weil der anscheinend im Sommer, als wir da waren nicht nur zur Abkühlung dient, sondern auch weil es ein beliebtes Treffpunkt für Verabredungen ist.
Erst jetzt, mit der Unterstützung eines Buches weiß ich, was es mit dem Verweis auf das frühere Aussehen auf sich hat! Es hieß an mehreren Stellen im Internet, dass es sich um eine Kopie handelt, weil das Original im 2. Weltkrieg zerstört worden ist! Laut einem Hinweis befinden sich die "fehlenden" Teile auf der (mir unbekannten) Dachterrasse des hiesigen Stadtmuseums (Beitrag folgt noch). Auch, wenn es unvollständig ist, ist dort eine Art "Zierband" zu sehen. Dort gibt es eine Darstellung eines Brauchs, der immer am Fest des Patrons der Kirche - St. Lamberti am 17. September von Kindern abgehalten wird. Es sind dort Kinder dabei zu sehen, die ein "Tänzchen" vorführen, der mit einigen plastischen Figuren nachvollzogen werden darf.
Es heißt, dass dieser Brauch schon seit Jahrhunderten praktiziert wird und dass diese Darstellung nicht immer auf "Gegenliebe" bei allen gestoßen ist. Auch, wenn das Wort "Kitsch" nicht dort in den Zeitungsartikeln zu lesen ist, doch jedenfalls tendierten die meisten Stimmen in diese Richtung. Schade, dass man sich dabei keinen Bild hier darauf machen kann :-(. Die Beschreibung muss (vorerst) genügen...
Nun aber zu dem, was hier tatsächlich zu sehen ist. Man kann es als "Gemeinschaftsarbeit" ansehen. Das verlorene Original (das auch durch eine "Haube" abgeschlossen war) wurde 1906 von dem Bildhauer Heinrich Bäumer Sr. gefertigt. Für den Entwurf geht aber auf die Pläne des Kunsthistorikers Heinz Witte zurück. In einer Bombennacht im Jahr 1944 war aber nicht nur der Lambertibrunnen, sondern weite Teile der wiederhergestellten Altstadt ein Flammenopfer geworden.
Es hat bis 1956 noch gedauert, bis ein neuer Entwurf angefertigt und vom Sohn des gleichnamigen Künstlers Heinrich Bäumer Sr. (in diesem Fall jr!) mit unterstützung von Edmund Scharf, von dem die Vorlage stammt. Für die Bewohner von Münster war es ein Highlight, als es nach so einer langen Zeit an seinem angestammten Platz erneut vorhanden gewesen ist.
Bei der "altertümlichen" Darstellung, was keinesfalls negativ zu werten ist, sieht man ein Bauerspaar mit ihrem Kind, auch wenn es als eine junge Frau dargestellt ist. Sie alle stehen auf einer Erhöhung in der Mitte des Brunnens. Direkt unter ihnen wurden mehrere "Trichter" geschaffen, aus denen das Wasser (meistens mit unterschiedlicher Stärke) strömt. Über 3 unterschiedlich große Becken plätschert es in einem steten Kreislauf.
Für deren Ausführung wurde Muschelkalk verwendet. Auch, wenn man hier eine Kopie vor sich hat, hieß es nach der Aufstellung in einem Lokalblatt, dass es "bescheidener" ausfällt, als bei der ehem. Darstellung. Mir gefällt es dennoch! Durch die besondere Lage an der Lambertikirche und dem Umstand, dass sich in der direkten Nachbarschaft ein Café zu finden ist, konnte ich keine besseren Aufnahmen "liefern"... Dazu kam auch noch Gegensonne, die das ganze noch zusätzlich erschwert hatte. Denke dennoch, dass man sich auch so ein gutes Bild davon machen kann!
Kehren wir aber zu den zwar erwähnten, dennoch noch nicht beschriebenen Figuren zurück: außer der jungen Frau tragen ihre Eltern die bäuerliche Tracht, die für die Region und zum Teil darüber hinaus so markant gewesen ist. Der Mann (mit Vollbart) hat einen langen Kittel an, der weit auf seine Schenkel in etlichen Falten fällt. Ein "Accessoire" darf irgendwie nicht fehlen - eine Tabakspfeife, die er in den Händen hält. Eine Schirmmütze und eine einfache Hose vervollständigen das ganze. Anscheinend, durch ein "Gebrechen" bedingt, ist er auf eine Stütze angewiesen, auf die er sich mit der anderen Hand stützt.
Die Frau trägt eine gekräuselte Haube, die man heute höchstens nur noch von solchen Darstellungen oder von Brauchtumsfesten her kennt. Sie ist eine strenge Erscheinung. Sie hat sich ein (Einkaufs)Körbchen über den Arm gelegt, der in die Richtung ihres Mannes weist. Aus der Entfernung von der aus ich es fotografiert habe, kann ich nicht genau erkennen, welche einzelnen Kleidungsstücke sie anhat. Es sieht jedenfalls nach einem Kleid mit einer Jacke darüber. Was es unter diesen sich noch verbirgt, läßt sich aus meiner Sicht nicht eindeutig sagen.
Das markanteste aber ist die große Schleife an ihrem Hut, der stramm zusammengebunden scheint. Es ist eine Alltagsszene, die man sich gut hier im ländlichen Münsterland vorstellen kann, vor allem, wenn man weiß, dass gar nicht so weit davon entfernt mehrmals in der Woche ein (Bauern)Markt abgehalten wird, über den ich ebenfalls bereits geschrieben habe!
Erst auf einen weiteren Blick und weil ich keine Darstellung davon besitze, wird deutlich, dass es doch ein kleines Mädchen, zwischen den Erwachsenen gibt. Sie ist, m.M.n. eher die Enkelin der bereits beschriebenen Personen, auch wenn die sich eng an die Frau schmiegt und ihre Hand festhält! Bei Interesse bitte an passenden Stellen im Netz nachschauen.
Die junge Frau könnte sowohl eine Familienangehörige sein können, aber es ist nicht abwegig, dass es eine Magd sein könnte, aufgrund der fehlenden körperlichen Nähe. Ihre Hand umfasst den Träger ihrer Schürze, die über einem Kleid (womöglich zum Schutz) gelegt worden ist. Sie und das Kind tragen keine Kopfbedeckungen und bei ihr ist ein strenger Dutt von der Seite erkennbar.
Schade fand ich dennoch, dass trotz der Verunreinigungen durch Schmutz / Algen das Aussehen bei einigen der Besuche diesen besonderen Brunnen in einem schlechteren Licht erscheinen ließen, als es eigentlich sein könnte. Das ist auch der Grund für die Abwertung! Wenn man in der Gegend sein sollte, auf jeden Fall ansehen!
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